Private Equity in Italien – ein unterbewerteter Markt

Der italienische Mittelstand brilliert mit einem starken Wettbewerbsvorteil

Der italienische Markt ist für die Private-Equity-Branche hochattraktiv, allen voran aufgrund seiner renommierten Sektoren wie Hightech, Mode, Design und FMCG (Fast Moving Consumer Goods). Diesen Industrien ist es gelungen, Produkte von ausgezeichneter Qualität herzustellen und deren Verfahrensweisen über Jahrhunderte zu perfektionieren. Dadurch hat der italienische Mittelstand einen substanziellen Wettbewerbsvorteil.

Ergänzend zu unserem Beitrag aus dem letzten September, in dem wir uns den Zeitraum 2021 sowie das erste Halbjahr 2022 anschauten, ist der italienische Private-Equity-Markt nach wie vor sehr aktiv – während in Deutschland rund 30 Prozent weniger Beteiligungen durch Private-Equity-Investitionen heraus eingegangen wurden, so ist die Anzahl der Beteiligungen in Italien, mit Investitionsvolumina im Bereich von 50 bis 300 Millionen Euro, unverändert geblieben, was die Robustheit des italienischen Markts unterstreicht. Zudem herrscht in Italien ein zu Deutschland ähnliches Mittelstandsumfeld, das als wesentliche Säule der Volkswirtschaft dient. Dies ist genau das Segment, in dem die DBAG eine hohe Expertise aufweist, und zudem ein starkes Renommee genießt. Insofern fühlen wir uns gut aufgestellt, unsere Aktivitäten in Italien weiter auszubauen.

Der italienische Private-Equity-Markt entspricht zwar mittlerweile zu 60 Prozent dem deutschen Markt, ist nichtsdestotrotz klein im Vergleich zu anderen europäischen Ländern. Dennoch gibt es enorme Chancen für Investoren, insbesondere aufgrund der starken Spezialisierung und eines starken Wettbewerbsvorteils der inhabergeführten mittelständischen Unternehmen.

In Italien ist die Luxus-Industrie, neben traditionellen Branchen wie Industriegüter und Dienstleistungen, ein wichtiger Wirtschaftszweig und ein Symbol für italienische Handwerkskunst und Exzellenz. Viele dieser Unternehmen sind familiengeführt und haben sich auf bestimmte Nischenprodukte spezialisiert, die sich durch eine über historisch gewachsene und perfektionierte Produktionstechnik auszeichnen. Ein Beispiel für den Bereich Industry und IndustryTech ist das Unternehmen Pmflex. einem führenden europäischen Hersteller von Elektro-Installationsrohren. Das Unternehmen extrudiert in seinen beiden Werken in der Lombardei jährlich mehrere Hunderttausend Kilometer Kunststoff­rohre, überwiegend aus halogenfreiem Polypropylen. Knapp ein Drittel der Produktion sind vorverdrahtete Rohre, die mit einer großen Bandbreite von Kabeln ausgestattet sind: überwiegend zur Stromversorgung, aber auch für Telefonie, Netzwerke und Alarmanlagen. Die vorverdrahteten Rohre verkürzen die Installationsdauer für Elektriker erheblich und bieten so einen Kostenvorteil für Neubau- und Renovierungsprojekte. Die Beteiligung an Pmflex konnte die DBAG und der von ihr beratene DBAG Fund VII im Januar 2023 erfolgreich realisieren und veräußerte ihre Anteile an die Hager Group. Diese Spezialisierung und Expertise der italienischen Unternehmen schaffen einen enormen Wettbewerbsvorteil. Die Herstellung dieser Produkte erfordert ein hohes Maß an Know-how und Fertigkeiten, die oft von Generation zu Generation weitergegeben werden. Daher ist der italienische Mittelstand in der Lage, hochwertige Produkte von höchster Qualität zu einem Premium-Preis anzubieten, was wiederum zu einer hohen Marge und einer starken Marktposition führt.

Doch diese Fertigkeiten erfordern auch ständige Investitionen in Forschung und Entwicklung, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Exakt dieser Umstand bietet ausgezeichnete Chancen für die Private-Equity-Branche, um hier mit Kapital, Netzwerk und bestimmten Hebeln zu unterstützen.

Ein Beispiel für eine Private-Equity-Investition in Italien ist die Beteiligung der DBAG an MTWH, einem Hersteller von Applikationen für die Luxusgüter-Industrie. Kritisch für den Unternehmenserfolg ist die Fähigkeit, aus Designideen in kurzer Zeit qualitativ hochwertiges Produkt zu entwickeln. Entscheidend hierbei ist auch die Nähe zu Luxusmarken aus Italien und Frankreich. Die Gruppe beschäftigt an ihren Standorten 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Um die Geschäftsbeziehung weiter zu vertiefen, wurde eine zusätzliche Niederlassung in Paris eröffnet. Die Gruppe bedient einen Markt, der in den vergangenen 25 Jahren weltweit um durchschnittlich sechs Prozent gewachsen ist.  

„Italien ist eine hoch spannende Region, und insbesondere der Luxusgüter Bereich ist sehr interessant, allen voran aufgrund seiner Krisenresilienz und dem Fakt, dass er stärker wächst als das Bruttosozialprodukt. Insofern werden wir uns weiterhin auf den italienischen Markt konzentrieren und das dortige Potenzial ausschöpfen“, sagt Tom Alzin, Sprecher des Vorstands der Deutschen Beteiligungs AG.