Buy-outs im deutschen Mittelstand auf hohem Niveau – Pandemie verhindert weiteren Anstieg des Marktvolumens

  • Unternehmensgründer und Familien als Verkäufer fest etabliert – Weniger Transaktionen unter Finanzinvestoren
  • Nahezu die Hälfte der Transaktionen aus Healthcare- und IT-Sektor – Industrie spielt im Ausnahmejahr 2020 nahezu keine Rolle
  • DBAG Vorstandssprecher Torsten Grede: „Buy-out-Markt wird bisherige Dynamik beibehalten“

Frankfurt am Main, 28. Januar 2021. Nach fünf Jahren kontinuierlichen Wachstums macht der Buy-out-Markt eine Verschnaufpause: 2020 haben Finanzinvestoren im deutschen Mittelstand 34 Management-Buy-outs (MBOs) strukturiert, ein Drittel weniger als ein Jahr zuvor. „Das ist aus unserer Sicht ganz klar eine Folge der Pandemie, denn im Frühjahr 2020 stand der M&A-Markt praktisch still“, kommentiert Torsten Grede, Sprecher des Vorstands der Deutschen Beteiligungs AG (DBAG), die Marktzahlen. „Bemerkenswert ist, dass vom Sommer an der Markt wieder zu seiner alten Dynamik zurückgekehrt ist. Wir erwarten, dass das für die von der Pandemie nicht getroffenen Unternehmen auch 2021 so bleiben wird.“ Andere Entwicklungen haben sich 2020 fortgesetzt: Die MBOs speisen sich in den vergangenen fünf Jahren, anders als seit dem Entstehen des MBO-Marktes, vor allem aus den Veräußerungen aus der Hand von Unternehmensgründern und Familiengesellschaftern. „Dies belegt die Attraktivität Deutschlands für die Private Equity-Branche“, so DBAG-Vorstand Grede. Abspaltungen aus Konzernportfolios spielen in dem von der DBAG bearbeiteten Marktsegment nur noch eine geringe Rolle. Die Branchenstruktur der Mittelstands-MBOs hat sich weiter zugunsten der Sektoren Healthcare und Software/IT-Services verschoben, Beteiligungen mit Industriebezug spielten im Ausnahmejahr 2020 praktisch keine Rolle.

Mit 34 Transaktionen strukturierten Finanzinvestoren im vergangenen Jahr im deutschen Mittelstand 17 MBOs weniger als 2019. Dies entspricht dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre, liegt aber immer noch deutlich über dem Wert aus dem Jahr 2009. Im Jahr der Finanzkrise hatte es lediglich 12 MBOs gegeben. In 18 der 34 Transaktionen veräußerten Gründer oder Familien ihre Unternehmen an einen Finanzinvestor. Oft war damit auch die Nachfolge durch ein neues Management in der Unternehmensleitung verbunden. Fünf Buy-outs gehen darauf zurück, dass Konzerne Randgeschäfte an einen Finanzinvestor veräußert haben. Die verbleibenden elf MBOs waren Transaktionen zwischen Finanzinvestoren.

In der Auswertung werden ausschließlich Transaktionen berücksichtigt, in denen Finanzinvestoren Unternehmen mehrheitlich unter Beteiligung des Managements erworben haben und die einen Transaktionswert für das schuldenfreie Unternehmen von 50 bis 250 Millionen Euro aufweisen. Grundlage sind öffentlich zugängliche Quellen sowie Schätzungen und Recherchen der DBAG in Zusammenarbeit mit dem Fachmagazin FINANCE.

Private-Equity-Gesellschaften finanzierten im vergangenen Jahr Buy-outs im deutschen Mittelstand im Wert von rund 4,0 Milliarden Euro. Das sind 1,4 Milliarden Euro weniger als ein Jahr zuvor, aber immer noch mehr als im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Der durchschnittliche Unternehmenswert veränderte sich gegenüber dem Vorjahr leicht und erreichte 118 Millionen Euro (Vorjahr 106 Millionen Euro). Knapp die Hälfte der Transaktionen (16 von 34) entfiel auf den unteren Teil des Segments (Unternehmenswert: 50 Millionen Euro bis 100 Millionen Euro); im Vorjahr hatte dieser Anteil höher gelegen.

Anhaltend hohe Wettbewerbsintensität in einem attraktiven Markt

Die Transaktionen verteilten sich 2020 auf noch mehr Finanzinvestoren als in der Vergangenheit. „Die Wettbewerbsintensität ist hoch, sie zeigt aber auch, wie attraktiv MBOs im deutschen Mittelstand sind“, bewertet DBAG-Vorstandssprecher Torsten Grede die granulare Verteilung. An den 34 Transaktionen des vergangenen Jahres waren 25 Private-Equity-Gesellschaften beteiligt. Rund 56 Prozent der Transaktionen (19 von 34) wurden durch multinationale, pan-europäische Private-Equity-Fonds strukturiert (Vorjahr: 31 von 51, rund 60 Prozent).

Die Deutsche Beteiligungs AG ist 2020 in der Liste der Buy-outs mit zwei MBOs vertreten (Vorjahr: eines von 51). Die DBAG hat 2020 noch zwei weitere MBOs strukturiert, die in der Auswertung nicht berücksichtigt werden: In einem Fall war der Transaktionswert kleiner als 50 Millionen Euro, ein weiteres MBO betraf ein italienisches Unternehmen. Über die vergangenen zehn Jahre erreicht die DBAG in dem fragmentierten Markt mit 25 von 345 MBOs den höchsten Marktanteil (sieben Prozent); in der Auswertung folgen zwei weitere Wettbewerber mit 17 Transaktionen in dem betrachteten Marktsegment, neben der DBAG weist die Statistik für lediglich fünf PE-Häuser mehr als zehn Transaktionen seit 2011 aus.

Healthcare- und IT-Services/Software dominierende Branchen

Die Branchenstruktur des Buy-out-Marktes hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt: 15 der 34 Transaktionen, das sind fast als 45 Prozent (2019: 30 Prozent) entfielen 2020 auf Unternehmen aus den Bereichen Healthcare, IT-Dienstleistungen und Software. Dieser Anteil entspricht den Präferenzen der meisten Private-Equity-Investoren; auch die DBAG zählt Healthcare und Software/IT-Services zu ihren bevorzugten Sektoren. „Gerade IT-Services und Software stehen hoch im Kurs, weil sie vom Trend zu Automatisierung und Digitalisierung profitieren – das stand gerade im vergangenen Jahr im Fokus“, erläutert DBAG-Vorstandssprecher Torsten Grede die Entwicklung. „Industrie bleibt aber das Herz des deutschen Mittelstandes und damit auch weiterhin attraktiv für Private Equity“, so DBAG-Vorstandssprecher Grede. „Ihr Anteil am Buy-out-Markt geht zwar zurück, aber die Stückzahl ist – abgesehen vom Ausnahmejahr 2020, in dem vor allem Geschäftsmodelle mit Bezug zur Industrie schwer einzuschätzen waren – stabil.“

Die vollständige Liste der 34 Transaktionen finden Sie hier.