Anspruchsvolles Marktumfeld für Private Equity

Nachdem ein wahrhafter Deal-Motor angeschmissen wurde, schaltet das Marktumfeld für Private Equity einen Gang zurück, so zumindest die Lesart im neuen FINANCE Midmarket-Private-Equity-Monitor. Das Fachmagazin befragt zusammen mit der Deutschen Beteiligungs AG (DBAG) regelmäßig anonym die Investment-Manager mittelständischer Private-Equity-Häuser, unter anderem auch über die Stimmung am M&A-Markt. Interessant ist, allen voran vor dem Hintergrund der umfangreichen Neu-Beteiligungen der vergangenen Jahre, dass zwar 45 Prozent der Befragten angeben, einen „großen Exit-Appetit“ zu haben, allerdings sagen ebenfalls 45 Prozent, einen „geringen“ Bedarf an Veräußerungen zu verspüren – ungeachtet dessen befindet sich die Branche in einem anspruchsvollen Marktumfeld.

Nichtsdestotrotz ist es der DBAG gelungen, attraktive Veräußerungen zu realisieren. „Wir konnten im ersten Halbjahr unseres laufenden Geschäftsjahres vier Veräußerungen strukturieren und haben eine weitere vereinbart. Dies unterstreicht die Robustheit unserer Strategie und unseres Teams und beweist, dass wir für unsere Portfoliounternehmen auch in schwierigen Marktlagen attraktive Verkaufsbedingungen schaffen können“, erklärt Tom Alzin, Sprecher des Vorstands der Deutschen Beteiligungs AG.

Unternehmensbewertungen als größte Hürde
Die größten Herausforderungen in Zusammenhang mit Veräußerungen sind laut den Studienteilnehmern durchwachsen. So gaben durch Mehrfachnennung 62 Prozent an, dass die Bewertungen zu niedrig seien, 55 Prozent empfinden das Marktumfeld als zu unsicher, und 48 Prozent monieren den Finanzierungszugang. Lediglich drei Prozent der befragten Investment-Manager sagen, dass es „keine Käufer“ gibt. Die Veräußerungen, die realisiert werden konnten, gingen zu 55 Prozent an Strategen, und lediglich 17 Prozent im Rahmen eines Secondaries an einen Finanzinvestor.

Der Wettbewerb bleibt stark
Die Konkurrenz unter Private-Equity-Investoren bewerteten die Studienteilnehmer auf einer Skala von 1 bis 10, wobei 10 für einen starken Wettbewerb steht. Die Rivalität innerhalb der Branche wird in der aktuellen Umfrage mit 7,3 bewertet. Auch wenn das Konkurrenzgefühl im direkten Vergleich mit der Umfrage aus dem Juni 2022 leicht niedriger ausfiel (8,03), befindet sich der Wert nach wie vor auf einem hohen Niveau, liegt allerdings leicht unter dem Mehrjahresdurchschnitt von 8,1. Losgelöst davon betrachten die befragten Investment-Manager Industrieholdings als größten Konkurrenten, ganze 66 Prozent sehen das so. Diese Angabe ist seit mehreren Ausgaben der Studie ähnlich. Eine substanzielle Änderung hingegen gab es bei den Family Offices, die der Gruppe der Industrieholdings dicht folgt. 59 Prozent erachten diese als Wettbewerber um spannende Zielunternehmen. Dieser Wert hat sich gegenüber der Umfrage aus dem Dezember 2022 um 9 Prozent erhöht, langfristig betrachtet ist dieser Trend jedoch rückläufig (68 Prozent); in der Umfrage aus dem Juni 2022 waren es sogar noch 84 Prozent der Befragten, die angaben, dass die Vermögensverwalter von Unternehmerfamilien der größte Konkurrent von Private Equity ist.

So reagiert Private Equity auf das Bankenbeben
Welchen Einfluss hatten die jüngsten Ereignisse rundum gleich mehrerer Banken auf die Private- Equity-Branche? Die Frage nach der Reaktion ist eindeutig – ganze 45 Prozent der Studienteilnehmer gaben an, ungeachtet der Bankenkrise wie bereits zuvor weiter agiert zu haben. Dennoch gab es Ausnahmen: Auf diese Frage, bei der Mehrfachnennungen möglich waren, gaben 21 Prozent der Befragten an, bestimmte Banken aus existierenden Finanzierungen exkludiert zu haben, ein rundes Fünftel hat Finanzierungen neu evaluiert, und ein weiteres Fünftel hat Transaktionen für eine kurze Zeit pausiert. Interessant ist zudem, welche Schlussfolgerungen die befragten Investment-Manager ziehen. So geht die Mehrheit (55 Prozent) von strengeren Auflagen für Banken aus. 34 Prozent gehen davon aus, dass die Vorkommnisse die Reputation von Banken beeinflussen wird, und 17 Prozent denken, dass Private Equity als Anlageklasse attraktiver wird.

Wertsteigerung: Buy-and-build-Strategie bleibt Favorit
Wenn es um Wertsteigerung geht, bleibt „Buy and build“ die wichtigste Methode. Überzeugende 79 Prozent der Befragten gaben dies entsprechend an. Waren es im Dezember 2022 noch 73 Prozent, ist dieser Wert sogar etwas gestiegen. Jannick Hunecke, Mitglied des Vorstands der Deutschen Beteiligungs AG, erklärt dazu: „Mittels „Buy and build“ lassen sich Vorteile aus makroökonomischen Lagen ziehen, beispielsweise in Zusammenhang mit Konsolidierungen. Wir konnten innerhalb unseres Portfolios im vergangenen Geschäftsjahr 28 Zukäufe von Portfoliounternehmen realisieren. Der Erfolg dieser Strategie spiegelt sich auch in unserer jüngst angehobenen Prognose für das Geschäftsjahr 2022/2023 wider.“ Darüber hinaus sind Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz sowie Reduktion der Kosten als Instrument zur Wertsteigerung ebenfalls beliebt (55 Prozent).

Die komplette Studie finden Sie auf Finance-Magazin.de.