Italien: Etablierter Private-Equity-Markt

Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs

Fast 200 Milliarden Euro wird Italien an Fördermitteln von der Europäischen Union erhalten, als Wachstumsspritze nach der Corona-Krise. Kann das den Durchbruch bringen für ein nachhaltiges Wachstum?

Die italienische Wirtschaft hat wie alle Länder auch im vergangenen Jahr unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie gelitten. 2020 sank das Bruttoinlandsprodukt um fast acht Prozent, nachdem es in den Jahren zuvor kontinuierlich wachsen konnte. Allerdings lag dieses Wachstum unter den vergleichbaren Werten für Europa und die Weltwirtschaft. Die Unternehmenslandschaft in Italien ist von einer großen Anzahl kleiner und mittlerer Unternehmen geprägt. Diese befinden sich überwiegend in Familienbesitz. Schätzungen des italienischen Verbands der Familienunternehmen gehen von 784.000 Unternehmen in Familienbesitz aus. Dies entspricht einer Quote von fast 85 Prozent. Diese kleinen und mittleren Unternehmen sind vor allem in den Bereichen Mode, Maschinenbau und Lebensmittel aktiv. Viele stellen hochwertige Qualitätsprodukte her – „Made in Italy“ hat unverändert einen guten Ruf.

Eine der Motoren für Gesellschafterwechsel in Italien sind Nachfolgelösungen von Familienunternehmen. Hinzu kommt, dass viele italienische Unternehmen unterkapitalisiert sind. Um Wachstum oder die Erschließung internationaler Märkte zu finanzieren, benötigen sie Kapital. Das gilt auch für Investitionen in Technologie oder Innovationen.

Wie in Deutschland wird ein Teil dieser Mittel von Private-Equity-Fonds bereit gestellt. Laut einer Studie von PricewaterhouseCoopers (PwC) entfallen durchschnittlich zwischen sieben und acht Prozent des Investitionsvolumens für Buy-outs in Europa auf Italien. Damit gehört Italien zu den etablierten Private-Equity-Märkten in Europa: Dem Branchenverband Invest Europe zufolge entsprechen die jährlichen Private-Equity-Investitionen 0,2 Prozent (2020) des italienischen Bruttoinlandsproduktes. In Deutschland lag dieser Wert mit knapp 0,3 Prozent zwar höher, aber weit unter den Werten, die zum Beispiel im Vereinigten Königreich (1,39 Prozent) oder in Frankreich (0,81 Prozent) und in den Niederlanden (0,78 Prozent) erreicht werden. Die Unterschiede sind zum Teil durch die unterschiedliche Eigentümerstruktur der Unternehmen in den jeweiligen Ländern erklärbar. Dennoch darf man für Italien ebenso wie für Deutschland einen gewissen Nachholbedarf unterstellen: Potenzial für das Eigenkapitalangebot der DBAG und ihrer Fonds.

In den vergangen vier Jahren bewegte sich das Volumen der Private-Equity-Investitionen in Italien zwischen 6,5 und 9,8 Milliarden Euro. Zum Vergleich:

Für Deutschland wurden jeweils zwischen 11,7 und 16,6 Milliarden Euro investiert. In beiden Ländern überwiegen die Investitionen in Buy-outs das Venture Capital und die Mittel für Wachstumsfinanzierungen bei weitem. Das Größenverhältnis – Italien erreicht gut 60 Prozent des deutschen Marktes – gilt auch für die Anzahl der Transaktionen in dem Marktsegment, in dem sich die DBAG bewegt.

Die wichtigsten Zielsektoren für Private-Equity-Investitionen in Italien waren mit IT/Kommunikation und Industriegütern unter anderen zwei Bereiche, in denen auch die DBAG aktiv ist. Der Informationsdienstleister Preqin nennt schildert Italien in seinem aktuellen Länderbericht als eine „emerging region“ und rechnet in der Zukunft mit zunehmenden Investments. Auch die DBAG geht aufgrund ihrer internen Research-Aktivitäten eher von steigenden Aktivitäten aus. Gerade im nördlichen Italien gibt es viele attraktive Unternehmen in privater Hand, die für weiteres Wachstum externes Kapital benötigen.

„Love it or hate it“ sagt Giovanni Revoltella, Managing Director der italienischen Tochtergesellschaft DBAG Italia s.r.l. zur Wirtschaft in Italien. Er habe in seiner Berufslaufbahn immer wieder sehr beeindruckende Unternehmergeschichten erlebt und das trotz einer vergleichsweise schlechten Infrastruktur im Land. „Italiener haben ein besonderes Geschick darin, mit geringen Mitteln einen sehr guten Output zu erzielen“, sagt Revoltella. Dabei müssten sie im Markt auch gegenüber deutschen Mitbewerbern bestehen – was ihnen aber immer wieder gut gelinge. Die italienische Wirtschaft sieht Revoltella auf dem Weg zu einem anhaltenden nachhaltigen Wachstum. Als einen Grund nennt er die umfangreichen EU-Hilfen, die nun nach der Corona-Pandemie ins Land fließen. Insgesamt sollen fast 200 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt werden, 40 Milliarden davon sind für Digitalisierungsprojekte vorgesehen. „Es ist gerade ein guter Zeitpunkt für einen Einstieg in den italienischen Markt“, findet Revoltella. Und damit auch ein guter Zeitpunkt für die DBAG.